Was soll ich Dir denn sagen,
O gute Mutter, heut?
Was soll ich dir denn wünschen,
Das Dich und mich erfreut?
Ja, könnt' ich Dir's nur sagen,
Wie's um das Herz mir ist!
Du weißt es ja doch besser,
Wie teuer Du mir bist.
Dass Du mich immer liebest
Und ich lieb' immer Dich -
Nichts Schöneres kann ich wünschen,
Nichts Besseres für Dich und mich.
Lieber Vater!
Ich kann dir gar nichts schenken,
bloß mein kleines Herz und alle meine Küsse,
und - eins, zwei, drei, vier, fünf Haselnüsse,
dabei kannst du dir
was Wunderschönes denken.
Du kannst dir denken, jede Nuss
hat ein kleines Herz, noch kleiner als das meine;
und hätte sie auch zwei kleine Beine,
lief' sie auf dich zu und gäb' dir einen Kuss,
einen wundervollen, herzhaften Geburtstagskuss!
Geburtstag, sei mir willkommen!
Und fröhlich will ich an dir sein,
Das hab ich mir recht vorgenommen,
Und trinken Wein
Und trinken Wein und singen Lieder -
Aber Geburtstag, komm auch, wenigstens noch einmal, wieder.
Zum Sechzigsten fehlt nur noch eins:
In Gottes Namen immer weiter!
Nur mutig, nur gesund und heiter!
Dein Glück, Dein Leben ist auch meins.
Werde, was du noch nicht bist,
bleibe, was du jetzt schon bist.
In diesem Bleiben und diesem Werden
liegt alles Schöne hier auf Erden.
Hab Sonne im Herzen,
ob’s stürmt oder schneit,
ob der Himmel voll Wolken,
die Erde voll Streit …
hab Sonne im Herzen,
dann komme was mag:
Das leuchtet voll Licht dir
den dunkelsten Tag!
Hab ein Lied auf den Lippen
mit fröhlichem Klang,
und macht auch des Alltags
Gedränge dich bang …
hab ein Lied auf den Lippen,
dann komme was mag:
Das hilft dir verwinden
den einsamsten Tag!
Hab ein Wort auch für andre
in Sorg und in Pein
und sag, was dich selber
so frohgemut lässt sein:
Hab ein Lied auf den Lippen,
verlier nie den Mut,
hab Sonne im Herzen,
und alles wird gut!
Wer zwingen will die Zeit,
den wird sie selber zwingen;
Wer sie gewähren lässt,
dem wird sie Rosen bringen.
Rastlos vorwärts musst Du streben,
nie ermüdet stille stehn,
willst Du die Vollendung sehn;
musst ins Breite Dich entfalten,
soll sich Deine Welt gestalten;
in die Tiefe musst Du steigen,
soll sich Dir das Wesen zeigen.
Nur Beharrung führt zum Ziel,
nur die Fülle führt zur Klarheit,
und im Abgrund wohnt die Wahrheit.
Dem schönen Tag sei es geschrieben!
Oft glänze dir sein heiteres Licht.
Uns hörest du nicht auf zu lieben,
doch bitten wir: Vergiss uns nicht.
Oft glänze dir sein heiteres Licht.
Uns hörest du nicht auf zu lieben,
doch bitten wir: Vergiss uns nicht.
Ohne die Küche meiner Frau wäre ich nicht so alt geworden.
Die Menschheit ist zu weit vorwärts gegangen, um sich zurückzuwenden und bewegt sich zu rasch, um anzuhalten.
Die kurzen Wörter sind die besten und die alten die allerbesten.
Krieg ist ein Spiel, bei dem man lächelt. Wenn man nicht lächeln kann, sollte man grinsen. Wenn man nicht grinsen kann, sollte man sich für eine Zeit nicht blicken lassen.
Wenn es morgens um sechs Uhr an meiner Tür läutet und ich kann sicher sein, dass es der Milchmann ist, dann weiß ich, dass ich in einer Demokratie lebe.
Wir bestreiten unseren Lebensunterhalt mit dem, was wir bekommen, und wir leben von dem, was wir geben.
Die Freiheit der Rede hat den Nachteil, dass immer wieder Dummes, Hässliches und Bösartiges gesagt wird. Wenn wir aber alles in allem nehmen, sind wir doch eher bereit, uns damit abzufinden, als sie abzuschaffen.
No sports.
Eine Gemeinde kann ihr Geld nicht besser anlegen, als indem sie Geld in Babies steckt.
Alle großen Dinge sind einfach und viele können mit einem einzigen Wort ausgedrückt werden: Freiheit, Gerechtigkeit, Ehre, Pflicht, Gnade, Hoffnung.
Mit bösen Worten, die man ungesagt hinunterschluckt, hat sich noch niemand den Magen verdorben.
Persönlich bin ich immer bereit zu lernen, obwohl ich nicht immer belehrt werden möchte.
Demokratie ist die Notwendigkeit, sich gelegentlich den Ansichten anderer Leute zu beugen.
Man löst keine Probleme, indem man sie auf Eis legt.
Mit dem Geist ist es wie mit dem Magen: Man kann ihm nur Dinge zumuten, die er verdauen kann.
Wenn man Zehntausend Vorschriften erlässt, vernichtet man jede Achtung für das Gesetz.
Ein leidenschaftlicher Raucher, der immer von der Gefahr des Rauchens für die Gesundheit liest, hört in den meisten Fällen auf - zu lesen.
Eine gute Rede ist eine Ansprache, die das Thema erschöpft, aber keineswegs die Zuhörer.
Die meisten Menschen sind bereit zu lernen, aber nur die wenigsten, sich belehren zu lassen.
Es ist ein großer Vorteil im Leben, die Fehler, aus denen man lernen kann, möglichst früh zu begehen.
Besser einander beschimpfen als einander beschießen.
Wenn zwei Menschen immer dasselbe denken, ist einer von ihnen überflüssig.
Man soll dem Leib etwas Gutes bieten, damit die Seele Lust hat, darin zu wohnen.
Die Demokratie ist die schlechteste aller Staatsformen, ausgenommen alle anderen.
Ein Experte ist ein Mann, der hinterher genau sagen kann, warum seine Prognose nicht gestimmt hat.
Ein kluger Mann macht nicht alle Fehler selbst. Er gibt auch anderen eine Chance.
Die Kunst ist, einmal mehr aufzustehen, als man umgeworfen wird.
Es gibt drei Sorten von Menschen: solche, die sich zu Tode sorgen; solche, die sich zu Tode arbeiten; und solche, die sich zu Tode langweilen.
Dem Kapitalismus wohnt ein Laster inne: Die ungleiche Verteilung der Güter. Dem Sozialismus hingegen wohnt eine Tugend inne: Die gleichmäßige Verteilung des Elends.
Es ist sinnlos zu sagen: Wir tun unser Bestes. Es muss dir gelingen, das zu tun, was erforderlich ist.
Lache nie über die Dummheit der anderen. Sie ist deine Chance.
Der Mensch von heute: das dümmste Lebewesen, das die Erde hervorgebracht hat: Er kriecht mit seinem Auto in der Großstadt wie eine Schnecke, nimmt die Umweltgifte in sich auf wie ein Staubsauger und ist obendrein noch stolz auf das, was er zustande gebracht hat.
Das Filmemachen erzeugt bei mir einen ordentlichen Nervenkitzel, und zwar als Regisseur und Produzent mehr als in der Funktion des Schauspielers. Es ist die uralte Befriedigung, etwas zu schaffen, etwas zu formen, das Substanz hat.
Er [Charlie Chaplin] hat die Clownerie im Film in Gesellschaftskritik und Satire verwandelt, ohne dabei seine erstaunliche Fähigkeit einzubüßen, uns zum Lachen zu bringen ... Chaplin ist wie die meisten wahren Künstler im Grunde seines Herzens ein genialer und sanfter Anarchist, und das Lachen, das er auslöst, reinigt und versüßt nur die Luft.
In der Nähe war ein Droschkenplatz, und ein altes Original namens Rummy Binks gehörte zum Inventar ... Wenn ich Rummy über das Pflaster schlurfen sah, um für ein Trinkgeld von einem Penny das Pferd eines Kutschers zu halten, dann war ich fasziniert. Sein Gang war so komisch, dass ich ihn nachahmte ... Jeden Tag übte ich diesen Gang. Ich war wie besessen davon. Jedes Mal, wenn ich ihn vorführte, waren mir die Lacher gewiss. Und jetzt kann ich machen, was ich will, so lustig es auch sein mag - den Gang werde ich nicht mehr los.
Wir können sein Verständnis [Charlie Chaplin] für das Detail nie genug bewundern, die uhrwerkgleiche Präzision, die jeder seiner Filme verkörpert und die vielleicht das Wesen seines Genies ausmacht - ein Element, das vielleicht wichtiger ist als seine Gagkunst.
Dieses störrische, misstrauische, selbstsüchtige, unerträgliche und liebenswerte Genie von einem Problemkind, Charlie Chaplin
Ich mache gerne Filme, und spiele gerne in ihnen, und vermutlich werde ich stets ein Stück Film sein.
Eine Sache, die man am Theater sehr schnell lernt, ist, dass die Leute insgesamt zufrieden sind, wenn den Reichen übel mitgespielt wird. Der Grund dafür liegt natürlich in der Tatsache, dass neun Zehntel der Menschen auf dieser Welt arm sind und dem restlichen Zehntel seinen Wohlstand insgeheim übel nehmen.
Von einem gewissen Alter ab tut auch die Freude weh.
Handlung wird allgemein besser verstanden als Worte. Das Zucken einer Augenbraue, und sei es noch so unscheinbar, kann mehr ausdrücken als hundert Worte.
Ruhm hat nichts mit Popularität zu tun. Popularität hält manchmal nur von einem Klatsch zum nächsten.
Filmemacher sollten bedenken, dass man ihnen am Tag des Jüngsten Gerichts all ihre Filme wieder vorspielen wird.
Der Spazierstock steht für die Würde des Menschen, der Schnurrbart für die Eitelkeit, und die ausgelatschten Schuhe für die Sorgen.
An den Scheidewegen des Lebens stehen keine Wegweiser.
Jeder Tag, an dem du nicht lächelst, ist ein verlorener Tag.
Gedicht Leben
O wie lieblich, o wie schicklich,sozusagen herzerquicklich
ist es doch für eine Gegend,
wenn zwei Leute, die vermögend,
außerdem mit sich zufrieden,
aber von Geschlecht verschieden,
wenn nun diese, sag ich, ihre
dazu nötigen Papiere,
sowie auch die Haushaltssachen
endlich mal in Ordnung machen
und in Ehren und beizeiten
hin zum Standesamte schreiten,
wie es denen, welche lieben,
vom Gesetze vorgeschrieben,
dann ruft jeder freudiglich:
Gott sei Dank! Sie haben sich!
Der Mensch erhofft Verbesserung
Es reden und träumen die Menschenviel von besseren Tagen,
nach einem glücklichen, goldenen
Ziel,
sieht man sie rennen und jagen.
Die Welt wird alt und wieder jung,
doch der Mensch erhofft
Verbesserung.
Spott vertreibt die Liebe nicht
Ich weiß es wohl und spotte viel:Ihr Mädchen seid voll Wankelmut!
Ihr liebet, wie im Kartenspiel,
Den David und den Alexander;
Sie sind ja Forcen miteinander,
Und die sind mitteinander gut.
Doch bin ich elend wie zuvor,
Mit misanthropischem Gesicht,
Der Liebe Sklav', ein armer Tor!
Wie gern wär ich sie los, die Schmerzen!
Allein es sitzt zu tief im Herzen,
Und Spott vertreibt die Liebe nicht.
Glücklich bin ich mit dir
Glücklich bin ich jedes Mal,hör ich leise das Signal,
das mir sagt, da ist ein Gruß
von dir, den ich gleich lesen muss.
Manchmal fragst du nur ganz knapp,
ob ich Langeweile hab.
Ich weiß, was ich dann schreiben soll:
Ja, ich langweile mich doll.
Komm rüber, ich hab heißen Tee.
Du weißt ja, wie gern ich dich seh.
Und nicht nur das, ich will noch mehr,
am besten kommst du schnell hierher.
Hurra, es bleibt die Antwort aus,
dann stehst du gleich vor meinem Haus.
Sehnsucht nach dir
Neulich war es wieder mal so weit:Du wolltest mich nicht ganz verstehen.
Ich bat dich, bitte schenke mir mehr Zeit.
Da standst du auf und wolltest gehen.
Das bedeutet: Halt mich nicht fest!
Denn wenn du mich nicht gehen lässt,
dann fühle ich mich wie in Ketten.
Ich sage dir, wenn wir nicht hätten,
was wir haben und was wir teilen,
ich würde mich wirklich beeilen,
dass ich endlich Mut aufbrächte
für wache, sehnsuchtslose Nächte,
ohne dir hinterher zu weinen.
Doch wo finde ich so einen
wilden Hund wie dich auf Erden.
Ich muss einfach bescheidener werden.
Ich liebe alleine
Die Rose, die Lilie, die Taube, die Sonne,Die liebt ich einst alle in Liebeswonne.
Ich lieb sie nicht mehr, ich liebe alleine
Die Kleine, die Feine, die Reine, die Eine;
Sie selber, aller Liebe Bronne,
Ist Rose und Lilie und Taube und Sonne.
Was Liebe ist
Zirp, zirp macht es, wenn du simst.Und wenn du Kontakt aufnimmst,
schreibst du, dass du mich vermisst
und ohne mich sehr einsam bist.
Das tut mir gut, denn ganz allein
und ohne dich mag ich nicht sein.
Viel lieber will ich dich heut fühlen,
in deinen weichen Haaren wühlen.
Den Daumen in dein Grübchen graben
und Märchenstunden mit dir haben.
Brummst du dann zärtlich in mein Ohr,
komm ich mir wie Dornröschen vor.
Denn du, du hast mich wach geküsst
und mir gezeigt, was Liebe ist.
Geh nicht
Du sagst: Nun ist es soweit, wir müssen uns trennen,du wusstest, es war nur eine Liebe auf Zeit.
Was soll ich jetzt tun? Die Sehnsucht wird brennen.
Ich bin für den Abschied von dir nicht bereit.
Wieso hast du das für uns beide entschieden,
und warum hast du mich nicht vorher gefragt?
Du hast diese Botschaft mit Absicht vermieden.
Du wusstest: Ja hätte ich niemals gesagt.
Du hast ganz bewusst keine Wörter verschwendet.
Und nun ist es aus und für immer beendet.
Hätte ich drei Wünsche frei
Hätte ich drei Wünsche frei,die dich und mich betreffen,
wäre mein Wunsch Nummer drei,
dass wir zwei uns niemals hassen.
Wäre mein Wunsch Nummer zwei,
dass wir keine Zeit verpassen,
und am meisten wünsch ich mir,
dass wir uns niemals verlassen.
Denn alles ist nur schön mit dir.
Chaos in mir
Von alter Zeitung halb verdeckt
hab ich ihn zufällig entdecktden kleinen Zettel mit dem Satz:
Ich küsse dich, mein süßer Schatz.
Was lehrt mich dies winzige Papier?
Ein schlimmes Chaos herrscht bei mir.
Gib mir noch einmal einen Kuss,
dann weiß ich, dass ich aufräumen muss.
Verzeih mir
Es tut mir leid, dass ich dich kränkte.Ein böses Wort hat dich verletzt.
Doch sag, all das, was ich dir schenkte,
zählt das für dich denn gar nicht jetzt?
Ich dachte, es sei nur ein Scherz,
traf dich aber voll ins Herz.
Das wird nie wieder geschehen,
du hast so traurig ausgesehen.
Ich weiß, dass ich der Anlass war,
das schmerzt mich sehr, doch eins klar:
Ich tat es nicht aus bösem Willen,
komm, lass mich deine Tränen stillen.
Worte treffen hart wie Hiebe,
sich zu verzeihen, das ist Liebe.
Ich mag es, wie du morgens lachst
Noch kann ich deinen Atem hören,doch ich könnte darauf schwören,
dass auch du gerade erwachst.
Ich mag es, wie du morgens lachst.
Leg deine Hand auf meinen Bauch.
Schau, wie von selbst lache ich auch.
Du bist in meinem Herzen
Die blauen FrühlingsaugenSchaun aus dem Gras hervor;
Das sind die lieben Veilchen,
Die ich zum Strauß erkor.
Ich pflücke sie und denke,
Und die Gedanken all,
Die mir im Herzen seufzen,
Singt laut die Nachtigall.
Ja, was ich denke, singt sie
Lautschmetternd, daß es schallt;
Mein zärtliches Geheimnis
Weiß schon der ganze Wald.
Du bist mein Glück
Eben bin ich noch geschwebtIn einen zarten Traum verwebt.
Weit trug mich deine sanfte Kraft.
Verwühlt sind alle weichen Kissen.
Bei dir, da ist mein Herz in Haft,
ich schmelze unter deinen Küssen.
Du gibst mir Wärme, bist so innig,
füllst mich an, und bei dir bin ich
ein andrer als der, den ich kenne.
Die Weichheit entdecke ich mit dir.
Und wenn ich deinen Namen nenne,
brennt mein Herz wie Glut in mir.
Du bist für mich das Licht der Liebe,
und ich weiß nicht, wo ich bliebe,
wenn du für mich verloren bist,
weil dann mein Glück zu Ende ist.
Ich möchte immer bei dir sein!
Manchmal sagst du ihn ganz leise,den schönsten Satz auf eine Weise,
dass ich innerlich erzitter.
Dann hab ich Gänsehaut und bin
ganz aufgewühlt tief in mir drin.
Doch finde ich es ziemlich bitter,
dass du den Satz nur flüstern kannst,
dass du mich auf die Folter spannst
und es nicht schaffst, es rauszuschrein:
Ich möchte immer bei dir sein!
Liebeskummer
Dich zu malen, klappt nicht mehr.Dein Gesicht ist nur ein Schatten.
Doch gibt es Stunden, die wir hatten,
die zaubere ich mir manchmal her.
Dann spüre ich es, das Gefühl,
und lass mich wieder davon packen.
Sie bedeutete mir viel,
die kleine Kuhle da im Nacken.
Ich legte meinen Finger drauf.
Oft kam es vor, dass ich sie küsste.
Wieso taucht die Erinnerung auf?
Ach, als wenn ich das nicht wüsste.
Haut an Haut
Schön war es mit uns an sonnigen Tagen.Ich kann nur voll Wehmut daran denken,
wie dicht wir beieinander lagen,
glücklich wie Kinder mit ihren Geschenken.
Ich küsste deine Wimpern und du mein Ohr
Und Schauer rannen uns über den Rücken.
Du schobst deinen Leib ganz behutsam vor,
um ihn sehr eng an meinen zu drücken.
Die Sonne war gnädig, sie schickte die warmen
und goldenen Strahlen, nicht hitzige Glut.
Wir schlossen die Augen und ließen uns treiben
von diesem großen und starken Gefühl.
Zwei Herzen, die sich aneinander reiben,
wir zwei Haut an Haut, wie es uns gefiel.
Du bist so schön!
Die du bist so schön und rein,Wunnevolles Magedein,
Deinem Dienste ganz allein
Möcht ich wohl mein Leben weihn
Deine süßen Äugelein
Glänzen mild wie Mondesschein;
Deine roten Wängelein.
Und aus deinem Mündchen klein
Blinkts hervor wie Perlenreihn;
Doch den schönsten Edelstein
Hegt dein stiller Busenschrein.
Fromme Minne mag es sein,
Was mir drang ins Herz hinein,
Als ich weiland schaute dein,
Wundervolles Magedein!
Romantische Gedichte
Dein warmer Blick verrät es mir,gern bist du zu mir gekommen.
Du hast meine Hand genommen,
auf dein Herz legst du sie dir.
Da liegt sie gut, da kann sie bleiben.
Ein Zauber schwebt über uns beiden.
Doch heute Nacht bin ich allein.
Ein Wort von mir hat dich vertrieben.
Ach, wärest du doch nur geblieben,
wir könnten jetzt so glücklich sein.
Mein himmelblaues Gummischwein
Weich ist es, rund und himmelblau.Ich weiß nicht mehr, wer es mir gab.
Und als ich's dir gegeben hab,
nanntest du mich 'ne tolle Frau.
Das hör ich gern, nun ist es dein,
mein himmelblaues Gummischwein.
Liebe bist du!
Dem Schnee, dem Regen,Dem Wind entgegen,
Im Dampf der Klüfte,
Durch Nebeldüfte,
Immer zu! Immer zu!Ohne Rast und Ruh!
Lieber durch Leiden
Möcht ich mich schlagen,
Als so viel Freuden
Des Lebens ertragen.
Alle das Neigen
Von Herzen zu Herzen,
Ach, wie so eigen
Schaffet das Schmerzen!
Wie soll ich fliehen?
Wälderwärts ziehen?
Alles vergebens!
Krone des Lebens,
Glück ohne Ruh,
Liebe, bist du!
Ich liebe dich so sehr
Gehst du morgens früh um sieben,ist auch meine Nacht vorbei,
nur dein Duft ist mir geblieben
und ich rieche noch uns zwei
auf den Kissen, an der Decke,
in die ich meine Nase stecke.
Sehnsucht hab ich bis halb drei.
Dann genieß ich die zwei Stunden,
in denen ich mich auf dich freu.
Und dann kommst du, willst mich sehen,
willst mich streicheln und noch mehr.
Schon ist es um mich geschehen,
denn ich liebe dich so sehr.
"Liebeslyrik ist heutzutage längst nicht mehr so aktuell wie in früheren Zeiten. An die Stelle romantischer und sehnsuchtsvoller Liebesgedichte sind heute die Reime von Popsängern und Rappern getreten. Manche berühmte Poeten haben ihre Gedichte mit Herzblut geschrieben, das spüren die Menschen noch heute. Doch die Wortwahl wirkt für unser Empfinden manchmal etwas übertrieben oder unnatürlich. Moderne Gedichte, die sich mit der Liebe beschäfitgen, handeln im Prinzip von denselben Gefühlen, verzichten aber häufig auf Reime. Manche Zeitgenossen finden zu dieser Form von Lyrik einen besseren Zugang und trauen sich eher, solch moderne Gedichte zu zitieren." - Wolf Dietrich
Ich schenke dir die Welt
O glücklich, wer ein Herz gefunden,Das nur in Liebe denkt und sinnt
Und mit der Liebe treu verbunden
Sein schönres Leben erst beginnt!
Wo liebend sich zwei Herzen einen,
Nur eins zu sein in Freud und Leid,
Da muß des Himmels Sonne scheinen
Und heiter lächeln jede Zeit.
Die Liebe, nur die Lieb ist Leben:
Kannst du dein Herz der Liebe weihn,
So hat dir Gott genug gegeben,
Heil dir! Die ganze Welt ist dein!
Dein Herz in Flammen
An dem Feuer saß das Kind,Amor, Amor,
Und war blind;
Mit dem kleinen Flügel fächelt
In die Flamme er und lächelt,
Fächle, lächle, schlaues Kind!
Ach, der Flügel brennt dem Kind,
Amor, Amor
Läuft geschwind!
»O, wie mich die Glut durchpeinet!«
Flügelschlagend laut er weinet,
In der Hirtin Schoß entrinnt
Hülfeschreind das schlaue Kind.
Und die Hirtin hilft dem Kind
Amor, Amor,
Bös und blind.
Hirtin, sieh, dein Herz entbrennet,
Hast den Schelm du nicht gekennet?
Sieh, die Flamme wächst geschwind,
Hüt' dich vor dem schlauen Kind!
Tausend Küsse
Der Neid, o Kind,Zählt unsre Küsse:
Drum küß geschwind
Ein Tausend Küsse;
Geschwind du mich,
Geschwind ich dich!
Geschwind, geschwind,
O Laura, küsse
Manch Tausend Küsse:
Damit er sich
Verzählen müsse.
Du bist wie eine Blume
Du bist wie eine Blume,So hold und schön und rein;
Ich schau dich an, und Wehmut
Schleicht mir ins Herz hinein.
Mir ist, als ob ich die Hände
Aufs Haupt dir legen sollt,
Betend, daß Gott dich erhalte
So rein und schön und hold.
Mein Herz kommt zu dir
Es ist Nacht,und mein Herz kommt zu dir,
hält’s nicht aus,
hält’s nicht aus mehr bei mir.
Legt sich dir auf die Brust,
wie ein Stein,
sinkt hinein,
zu deinem hinein.
Ddort erst kommt es zur Ruh,
liegt am Grund
seines ewigen Du.
Spruch
Meine Malerei trägt die Botschaft des Schmerzes in sich.
Sprüche - Liebe
Ich liebe dich mehr als meine eigene Haut und obwohl du mich nicht genauso liebst, liebst du mich trotzdem, nicht wahr? Und wenn du es nicht tust, werde ich immer die Hoffnung haben, die du hast, und damit bin ich zufrieden. Liebe mich ein wenig. Ich bete dich an.
Tragödien - Spruch
Tragödie ist das Lächerlichste überhaupt.
Ich male Selbstporträts, weil ich so oft allein bin, weil ich die Person bin, die ich am besten kenne.
Zitat
Ich will an deinem dunkelsten Ort teilhaben.
Die Leute im Allgemeinen haben Todesangst vor dem Krieg und alle Ausstellungen sind gescheitert, weil die Reichen nichts kaufen wollen.
Lachen - Zitat
Nichts ist mehr wert als Lachen. Es ist die Kraft zu lachen und sich seiner selbst zu ergeben, Licht zu sein.
Ich male meine eigene Realität
Ich male meine eigene Realität. Das Einzige, das ich weiß, ist, dass ich male, weil ich es brauche, und ich male, was auch immer durch meinen Kopf geht, ohne andere Überlegungen.
Verzweifelte Liebe
Es gab zwei große Unfälle in meinem Leben. Einer war der Wagen, der andere war Diego. Diego war bei weitem der Schlimmste.
Genauso seltsam wie andere
Früher dachte ich, ich wäre der seltsamste Mensch der Welt, aber dann dachte ich, es gibt so viele Menschen auf der Welt, es muss jemanden wie mich geben, der sich genauso bizarr und fehlerhaft anfühlt. Ich würde sie mir vorstellen und mir auch vorstellen, dass sie da draußen sein muss und auch an mich denkt.
Nun, ich hoffe, wenn du da draußen bist und das liest und weißt, dass es wahr ist, dass ich hier bin, und genauso seltsam bin wie du.
Zitat über Europa
Es hat sich gelohnt, hierher zu kommen, nur um zu sehen, warum Europa verrottet, warum all diese Menschen – gut für nichts – die Ursache für alle Hitlers und Mussolinis sind.
Du bist alles für mich
Diego war alles, mein Kind, mein Geliebter, mein Universum.
Der wirkliche Grund zu leben
Ich muss mit aller Kraft kämpfen, damit die kleinen positiven Dinge, die meine Gesundheit mir zulässt, auf die Unterstützung der Revolution ausgerichtet werden können. Der einzige wirkliche Grund zu leben.
Du hast meine Gegenwart
Ich hinterlasse dir mein Porträt, damit du meine Gegenwart hast, all die Tage und Nächte, in denen ich von dir entfernt bin.
Unabhängigkeit
Ich kann nicht von Diego als meinem Mann sprechen, denn dieser Begriff, wenn er auf ihn angewendet wird, ist eine Absurdität. Er war und wird nie der Mann von jemandem sein.
Ich komme
Kein Mond, Sonne, Diamant, Hände –
Fingerkuppe, Punkt, Strahl, Gaze, Meer.
Kieferngrün, rosa Glas, Auge,
Mine, Radiergummi, Schlamm, Mutter, ich komme.
Meine eigene Realität
Sie hielten mich für einen Surrealisten, aber das war ich nicht. Ich habe nie Träume gemalt. Ich habe meine eigene Realität gemalt.
Unsterblichkeit
Ich male Blumen, damit sie nicht sterben.
Wir schaffen viel
Am Ende des Tages können wir viel mehr ertragen, als wir denken.
Du verdienst das Beste
Du verdienst das Beste, das Allerbeste, denn du bist einer der wenigen Menschen in dieser lausigen Welt, die sich selbst gegenüber ehrlich sind, und das ist das Einzige, was wirklich zählt.
Ausdruck meiner selbst
Ich weiß wirklich nicht, ob meine Bilder surrealistisch sind oder nicht, aber ich weiß, dass sie der offenste Ausdruck meiner selbst sind.
Alles ändert sich
Nichts ist absolut. Alles ändert sich, alles bewegt sich, alles dreht sich, alles fliegt und geht weg.
Problemlösung
Ich trank, weil ich meine Sorgen ertränken wollte, aber jetzt haben die verdammten Dinge gelernt zu schwimmen.
Ich bin meine eigene Muse, ich bin das Thema, das ich am besten kenne. Das Thema, das ich noch besser kennenlernen möchte.
Armes Ding
Ich wünschte, ich könnte hinter dem Vorhang des Wahnsinns tun, was ich wollte. Dann: Ich würde den ganzen Tag Blumen arrangieren, ich würde malen und ich würde so viel über die Dummheit anderer lachen, wie ich Lust habe und sie würden alle sagen: “Armes Ding, sie ist verrückt”! (Vor allem würde ich aber über meine eigene Dummheit lachen.)
Geboren als ...
Ich wurde als Schlampe geboren. Ich wurde als Malerin geboren.
Ich bin gebrochen
Ich bin nicht krank. Ich bin gebrochen. Aber ich bin froh, so lange zu leben, wie ich malen kann.
Paris
Sie sind so verdammt intellektuell und faul, dass ich sie nicht mehr ausstehen kann…. Ich würde lieber auf dem Boden auf dem Markt von Toluca sitzen und Tortillas verkaufen, als etwas mit diesen künstlerischen Schlampen von Paris zu tun zu haben.
Lüge und Wahrheit
Das Interessanteste an den Lügen von Diego ist, dass früher oder später die an der imaginären Geschichte Beteiligten wütend werden, nicht wegen der Lügen, sondern wegen der Wahrheit, die in den Lügen enthalten ist und die immer wieder auftaucht.
Glück
Ich hoffe, der Ausstieg ist glücklich. Und ich hoffe, dass ich nie wieder zurückkehren werde.
Mein Leben
Die Malerei vervollständigte mein Leben.
Schmerz, Vergnügen und Tod
Schmerz, Vergnügen und Tod sind nicht weiter als ein Prozess der Existenz. Der revolutionäre Kampf in diesem Prozess ist ein Tor zur Intelligenz.
Ehrgeiz
Das Wichtigste für jeden in Gringolandia ist, Ehrgeiz zu haben und jemand zu werden, und ehrlich gesagt, habe ich nicht den geringsten Ehrgeiz jemand zu werden.
Probleme lösen
Ich denke, dass ich nach und nach meine Probleme lösen und überstehen kann.
Berge versetzen
Nur ein Berg kann den Kern eines anderen Berges kennen.
Freundschaft mit dem Baum
In einem Fischerdorf wohnte einmal ein armes Mädchen mit seiner Mutter. Nach dem Tode des Mannes, war die Frau verarmt und führte nun im Dorf ein bescheidenes Leben. Das Mädchen hiess Hanako. Es hatte ein gutes Herz, war zu allen freundlich und es half ihrer Mutter, so gut es konnte. Als die Mutter jedoch immer älter wurde, beschloss Hanako, sich einen Dienst zu suchen, damit sie wenigstens ein bisschen Geld für das Nötigste im Leben hatten. Zu ihrer neuen Anstellung in der Stadt musste sie eine Stunde laufen. Sie ging jeden Tag im Morgengrauen los und kehrte erst in der Dämmerung zurück. In einem Bündel brachte sie ein wenig Essen mit, das sie tagsüber aufgespart hatte.Der Weg in die Stadt war anstrengend, vor allem, wenn es im Herbst stürmte oder im Winter, wenn es kalt war. Doch Hanako genoss ihre Wanderung jeden Tag. Sie kannte jedes Vogelnest und jede Blume am Wegesrand. Am liebsten jedoch war ihr ein hoher Kastanienbaum mit breiter Krone, der auf halbem Weg zum Dorf stand. Schon von weitem sah Hanako den mächtigen Stamm des Baumes und war froh, die Hälfte des Weges hinter sich zu haben. Bald schloss sie Freundschaft mit dem Kastanienbaum und sie begann ihm zu erzählen, was sie den Tag über erlebt hatte. Sie berichtete auch von der Mutter, deren Beine so schwach waren und während sie so plauderte, strich sie sanft über die alte rissige Rinde des Baumes und schob die trockenen Blätter und Zweige beiseite, die der Wind über die Wurzeln geweht hatte.
Drei Jahre lang plauderte die kleine Hanako Tag für Tag mit dem Baum, und mit der Zeit vergass sie ganz, dass er ein anderes Wesen war als sie. Er war zu ihrem besten Freund geworden, mit dem sie Freude und Leid teilen konnte.
Eines Abends kam sie besonders spät von der Arbeit nach Hause, im Arm das Bündel mit Essen für die Mutter. Schon von weitem schaute sie nach dem Baum, doch heute würde sie nicht mit ihm plaudern können, aber seine Rinde streicheln, dafür würde die Zeit vielleicht reichen. Sie sah nicht, wie die Wolken am Himmel immer dunkler wurden und als die ersten Tropfen fielen, erreichte sie gerade noch den Baum, um unter seiner breiten Krone Schutz zu finden. Sie lehnte sich gegen den Stamm und lauschte auf das Prasseln der Regentropfen.
Auf einmal war es, als würde sie zwischen der Musik der Regentropfen eine Stimme vernehmen: «Liebe Hanako, in drei Tagen kommen die Holzknechte des Fürsten und werden mich fällen. Deshalb müssen wir Abschied nehmen. Aus meinem Stamm soll ein grosses Schiff gebaut werden. In drei Monaten wird es ein grosses Fest geben im Dorf und sogar der Fürst wird kommen zum Stapellauf. Jetzt, wo wir Abschied nehmen, möchte ich mich für deine Freundschaft bedanken und dir auf meine Weise helfen, dass dein Schicksal sich zum Guten wendet. Doch du musst tun, was ich dir jetzt sage: Wenn das Schiff aufs Wasser gebracht wird, wird es sich durch keine Kraft bewegen lassen. Der Fürst wird schliesslich dem, der das Schiff aufs Wasser bringt, eine grosse Belohnung versprechen. In diesem Moment sollst du an mich herantreten und flüstern: «Ich bin es, Hanako. Ich bin zu dir gekommen.» In diesem Moment wird das Schiff wie von allein auf das Wasser gleiten.»
Als der Baum zu Ende gesprochen hatte, da hörte auch der Regen auf, und der Himmel war wieder klar. Hanako aber wunderte sich. Sicher habe ich nur geträumt, denn selbst wenn der Baum mein bester Freund ist, so hat er doch keine Stimme, um mit mir zu sprechen. Sie strich noch einmal liebevoll über den Stamm, nahm ihr Bündel auf und eilte nach Hause. In der Nacht aber hatte sie einen Traum: Ihr Kastanienbaum sollte gefällt werden. Am nächsten Morgen war sie traurig, als sie zum Baum kam und sie sprach: «Wenn ich dich nicht mehr habe, mit wem sollte ich dann sprechen?»
Als Hanako am dritten Tag auf dem Heimweg war, hielt sie vergeblich Ausschau nach der grossen Krone ihres Freundes. Erschrocken lief sie weiter, die Holzfäller standen dort, wo der grosse Baum gestanden hatte, und hackten die letzten Äste des gefällten Riesen ab. Hanako streichelte traurig ein letztes Mal die Rinde des Baums und ging langsam nach Hause.
An diesem Abend sang sie kein lustiges Lied und beständig musste sie an den Baum denken. Doch alles kam so, wie der Baum vorausgesagt hatte. Die Handwerker arbeiteten Tag und Nacht, sie zersägten den Stamm zu glatten Balken und begannen ein grosses Schiff zu bauen.
Nach drei Monaten stand das herrliche Schiff am Meeresstrand, und es duftete nach Holz und Sonne. Ein grosses Fest wurde veranstaltet, die Menschen zogen ihre schönsten Kleider an. Es wurden Reiskuchen, Fladenbrote und frische Fische verkauft. Das ganze Dorf war geschmückt und man wartete nur noch auf den Fürsten, der schliesslich mit grossem Gefolge herbeiritt. Es waren so viele Menschen am Strand, dass noch nicht einmal ein Reiskorn zwischen ihren Füssen hätte zu Boden fallen können.
Das Schiff stand majestätisch da und die Arbeiter schoben mit allen Kräften – das Schiff bewegte sich nicht. Was nützt das herrlichste Schiff, wenn es nicht auf dem Wasser schwimmt? Alles Schreien und Antreiben nützte nichts, das Schiff blieb, wo es war, auch wenn das halbe Dorf versuchte zu schieben.
Schliesslich liess der Fürst verkünden, dass derjenige, der den Zauber löse und das Schiff aufs Wasser bringen könne, eine grosse Belohnung erhalten würde. Viele starke Männer meldeten sich, die im ganzen Lande berühmt waren, aber auch schlaue Mönche und gerissene Scharlatane. Jeder versuchte es auf seine Weise, doch keiner hatte Erfolg. Das Schiff stand am Strand.
Die kleine Hanako stand unter den vielen Menschen und sah alles. Wie sollte sie dem Rat des Baumes folgen, wenn so viele fremde Menschen da waren? Bestimmt würde man sie auslachen. Doch schliesslich dachte sie daran, dass bisher alles, was der Baum gesagt hatte, in Erfüllung gegangen war und sie nahm allen Mut zusammen, ging zu dem Platz vor dem Schiff, verneigte sich tief und sprach: «Ich möchte versuchen, den Zauber von dem Schiff zu nehmen.»
Es war so, wie sie befürchtet hatte: Alle lachten. «Geh nach Hause und pass auf, dass dir nichts passiert», riefen sie. «Du stehst hier nur im Wege herum!»
Aber die Nachbarn des Mädchens, die sich auch unter den Zuschauern befanden, sagten: «Hanako ist ein gutes Mädchen, lasst sie es doch versuchen!»
Da trat Hanako an das Schiff heran, streckte die Hand aus und flüsterte: «Ich bin es, Hanako. Ich bin zu dir gekommen.» Vor Aufregung aber sprach sie sehr leise und schliesslich streichelte sie über das glatte Holz des Schiffes, wurde ruhiger und sprach: «Ich bin es, Hanako. Ich bin zu dir gekommen.» Kaum hatte sie das gesagt, da setzte sich das Schiff in Bewegung und glitt von allein auf das Wasser.
War das eine Freude! Der Fürst liess Hanako zu sich rufen, denn sie sollte ihm sagen, was sie sich zur Belohnung wünschte.
Hanako aber erzählte ihm von ihrer Freundschaft mit dem Baum und von dem Leben mit ihrer alten Mutter. Dem Fürsten gefiel das bescheidene und liebe Mädchen, und er beschenkte sie so reich, dass sie von nun an mit ihrer Mutter zufrieden und sorglos leben konnte.
Märchen aus Japan
Eine traurige, kurze Geschichte über zu schnelles Verurteilen
By Blümchen - Januar 13, 2020
Vorurteile
Ein Vater fährt mit seinem 25-jährigen Sohn Zug. Der junge Mann sieht wie gebannt aus dem Fenster und ruft voller Begeisterung: "Papa, sieh doch mal, es sieht ja fast so aus, als würden die Bäume nach hinten weg fliegen." Der Vater lächelt in sich hinein. Ein daneben sitzendes Paar wechselt mitleidige Blicke, wegen des kindischen Verhaltens des 25-Jährigen. Kurz darauf ruft dieser wieder mit einem Lachen im Gesicht: "Papa, sieh doch mal genau hin, die Wolken verfolgen uns!" Wieder lächelt der Vater. "Sagen Sie mal, sollten Sie mit Ihrem Sohn nicht vielleicht einen Arzt aufsuchen?", kommt es aus der Richtung des Paares. Daraufhin lächelt der Vater nur und antwortet: "Das haben wir bereits. Wir kommen gerade aus der Klinik. Mein Sohn war von Geburt an blind, heute hat er sein Augenlicht wieder geschenkt bekommen."Verfasser unbekannt
Geschichte mit Tieren
Im Gipfel einer Eiche hatte ein stolzer Adler sein Nest. Am Fuß derselben Eiche wohnte ein Fuchs in seinem Bau. Adler und Fuchs vertrugen sich gut und pflegten eine vorbildliche Nachbarschaft.
Eines Tages kehrte der Adler von einer erfolglosen Jagd zurück. Er war hungrig und die Jungen in seinem Nest bettelten eindringlich um Futter. Zur selben Zeit verließ der Fuchs seinen Bau. Auch er hatte Junge zu versorgen und begab sich auf die Jagd und die Suche nach Nahrung. Ungeachtet der alten Freundschaft nutzte der Adler die Abwesenheit des Fuchses. Er stürzte sich auf dessen Junge, tötete sie und brachte sie seinen eigenen Jungen zum Fraß.
Als der Fuchs von der Jagd zurückkehrte erkannte er bald, was vorgefallen war. Vor Wut und Entsetzen beschimpfte er den Adler und nannte ihn einen niederträchtigen Mörder, der die bisherige gute Nachbarschaft grob missbraucht hätte. Der Adler jedoch schaute arrogant auf den Fuchs herab und rief ihm zu: „Was willst du armer Tropf gegen mich. Ich bin stärker als du und kann sogar durch die Lüfte fliegen." Er spreizte seine Flügel und startete zu einem neuen Beuteflug.
Nicht weit entfernt feierte eine Gruppe von Menschen ein Grillfest. Im Sturzflug stieg der Adler herab und schnappte sich mit seinen Krallen und seinem Schnabel einige von den gebratenen Fleischstückchen. Dann erhob er sich wieder in die Luft und brachte das Fleisch zu seinen Jungen. Dabei hatte er übersehen, dass an einem der Fleischbrocken noch etwas Glut hing. Die entzündete sich und verbrannte das Nest. Die Jungen, die noch nicht fliegen konnten, erlitten schwere Verbrennungen und fielen zu Boden. Dort konnte der Fuchs sich darüber her machen und sie auffressen.
Äsop
Eines Tages kehrte der Adler von einer erfolglosen Jagd zurück. Er war hungrig und die Jungen in seinem Nest bettelten eindringlich um Futter. Zur selben Zeit verließ der Fuchs seinen Bau. Auch er hatte Junge zu versorgen und begab sich auf die Jagd und die Suche nach Nahrung. Ungeachtet der alten Freundschaft nutzte der Adler die Abwesenheit des Fuchses. Er stürzte sich auf dessen Junge, tötete sie und brachte sie seinen eigenen Jungen zum Fraß.
Als der Fuchs von der Jagd zurückkehrte erkannte er bald, was vorgefallen war. Vor Wut und Entsetzen beschimpfte er den Adler und nannte ihn einen niederträchtigen Mörder, der die bisherige gute Nachbarschaft grob missbraucht hätte. Der Adler jedoch schaute arrogant auf den Fuchs herab und rief ihm zu: „Was willst du armer Tropf gegen mich. Ich bin stärker als du und kann sogar durch die Lüfte fliegen." Er spreizte seine Flügel und startete zu einem neuen Beuteflug.
Nicht weit entfernt feierte eine Gruppe von Menschen ein Grillfest. Im Sturzflug stieg der Adler herab und schnappte sich mit seinen Krallen und seinem Schnabel einige von den gebratenen Fleischstückchen. Dann erhob er sich wieder in die Luft und brachte das Fleisch zu seinen Jungen. Dabei hatte er übersehen, dass an einem der Fleischbrocken noch etwas Glut hing. Die entzündete sich und verbrannte das Nest. Die Jungen, die noch nicht fliegen konnten, erlitten schwere Verbrennungen und fielen zu Boden. Dort konnte der Fuchs sich darüber her machen und sie auffressen.
Äsop
Auszüge aus Briefen an Versicherungen:
Der Fußgänger hatte anscheinend keine Ahnung, in welche Richtung er gehen sollte, und so überfuhr ich ihn.
Ich fand ein großes Schlagloch und blieb in demselben.
Nachdem ich vierzig Jahre gefahren war, schlief ich am Lenkrad ein.
Ich hatte den ganzen Tag Pflanzen eingekauft. Als ich die Kreuzung erreichte, wuchs plötzlich ein Busch in mein Blickfeld, und ich konnte das andere Fahrzeug nicht mehr sehen.
Das andere Auto kollidierte mit dem meinigen, ohne mir vorher seine Absicht mitzuteilen.
Ich bin deshalb so schnell gefahren, um durch den Luftzug die Biene aus dem Auto zu kriegen.
Wir hielten an einer Böschung die zum See hinunter führt. Dann kam es zu zwischenmenschlichen Beziehungen, die aber schlagartig aufhörten, als sich die Handbremse löste.
Auf halber Strecke rannte ein ortskundiger Hase in selbstmörderischer Absicht auf die Fahrbahn. Es gelang ihm, sich das Leben am Abschlussblech meines Fahrzeuges zu nehmen
Außerdem bin ich vor meinem ersten Unfall und nach meinem letzten unfallfrei gefahren.
Der Bursche war überall und nirgends auf der Straße. Ich musste mehrmals kurven, bevor ich ihn traf.
Ich musste ihn leider aufs Korn, d. h. auf den Kühler nehmen; dann fegte ich ihn seitlich über die Windschutzscheibe ab.
Ich habe gestern Abend auf der Heimfahrt einen Zaun in etwa 20 Meter Länge umgefahren. Ich wollte Ihnen den Schaden vorsorglich melden, bezahlen brauchen Sie nichts, denn ich bin unerkannt entkommen.
Mein Auto fuhr einfach geradeaus, was in einer Kurve allgemein zum Verlassen der Straße führt.
Als ich auf die Bremse treten wollte, war diese nicht da.
Ich entfernte mich vom Straßenrand, warf einen Blick auf meine Schwiegermutter und fuhr die Böschung hinunter.
Die Polizisten, die den Unfall aufnahmen, bekamen von meiner Braut alles angezeigt, was sie sehen wollten.
Schon bevor ich ihn anfuhr, war ich davon überzeugt, dass dieser alte Mann nie die andere Straßenseite erreichen würde.
Ein unsichtbares Fahrzeug kam aus dem Nichts, stieß mit mir zusammen und verschwand dann spurlos.
Als mein Auto von der Straße abkam, wurde ich hinausgeschleudert. Später entdeckten mich so ein paar Kühe in meinem Loch.
Der Mopedfahrer, der am Tatort alles miterlebte, hatte der Fahrerin meines PKW aufrichtig erklärt, daß er seiner Zeugungspflicht nachkommen werde.
Im hohen Tempo näherte sich mir die Telegraphenstange. Ich schlug einen Zickzackkurs ein, aber dennoch traf mich die Telegraphenstange am Kühler.
Das Pferd lief über die Fahrbahn, ohne sich vorschriftsmäßig zu vergewissern, ob die Straße frei ist!
Das Polizeiauto gab mir ein Signal zum Anhalten. Ich fand einen Brückenpfeiler.
An der Kreuzung hatte ich einen unvorhergesehenen Anfall von Farbenblindheit.
Ich fuhr rückwärts eine steile Straße hinunter, durchbrach eine Grundstücksmauer und rammte einen Bungalow. Ich konnte mich einfach nicht mehr erinnern, wo das Bremspedal angebracht ist.
Vor mir fuhr ein riesiger Möbelwagen mit Anhänger. Der Sog war so groß, dass ich über die Kreuzung gezogen wurde.
Ein Fußgänger kam plötzlich vom Bürgersteig und verschwand dann wortlos unter meinem Wagen.
Lebensversicherungen
Ich habe nun so viele Formulare ausfüllen müssen, daß es mir bald lieber wäre, mein geliebter Mann wäre überhaupt nicht gestorben.
Die Ermittlung wegen Versicherungsbetrugs ist noch nicht abgeschlossen. Der Versicherte starb mittlerweile eines natürlichen Todes. Solche Pannen dürfen nicht passieren.
Die Heirat mit meinem Mann war ein Risiko. Er ist auf und davon, der kommt nicht wieder. Sie können mir also die Risikoversicherung auszahlen.
Wie hoch ist die Prämie für meinen Mann, der zwar im April 60 Jahre alt wurde, aber 10 Jahre jünger aussieht?
Ich bin schwerkrank gewesen und zweimal fast gestorben. Da können Sie mir doch wenigstens das halbe Sterbegeld auszahlen.
Ich bin in eine Sekte eingetreten. Jetzt weiß ich, dass ich ewig leben werde und kündige daher meine Lebensversicherung.
Sofort nach dem Tod meines Mannes bin ich Witwe geworden.
Bitte ändern Sie meinen Vertrag so ab, daß bei meinem Todesfall die Versicherungssumme an mich bezahlt wird.
Einnahmen aus der Viehhaltung haben wir keine. Mit dem Tod meines Mannes ging das letzte Rindvieh vom Hof.
Wer mir die Geldbörse gestohlen hat kann ich nicht sagen, weil aus meiner Verwandschaft niemand in der Nähe war.
Hiermit kündige ich Ihre Haftpflichtversicherung. Ich bin zur Zeit in Haft und brauche daher keine Haftpflichtversicherung.
Das Glas ist kaputt, ich schicke Ihnen hier einen Splitter von der Scheibe mit, woran Sie sehen können, dass sie hin ist, denn sonst wäre sie noch ganz unbeschädigt.
Mein Dachschaden wurde wie vorgesehen am Montagmorgen behoben.
Dann brannte plötzlich der Weihnachtsbaum. Die Flammen griffen auf den Vorhang über. Mein Mann konnte aber nicht löschen, weil er wie ein Verrückter nur den Hausrat-Versicherungsschein suchte.
Mein Sohn hat die Frau nicht umgerannt. Er ist einfach vorbeigerannt. Dabei ist die Frau durch den Luftzug umgefallen.
Meine Tochter hat sich den Fuß verknackst, weil dieses verdammte Weibervolk ja keine vernünftigen Schuhe tragen will.
Der Tennisball kam elegant und sauber an - abgeschlagen von meiner Tochter. Ich habe nur leider den Kopf statt des Schlägers hingehalten.
... erlaube ich mir, wieder ein Rezept über Antibabypillen beizufügen, da ich glaube, dass dies Ihre Versicherung doch sicher billiger kommt als eine Schwangerschaft mit Klinik-Entbindung und vielen Nebenkosten zu erstatten.
Ihr Computer hat mir ein Kind zugelegt. Aber ich habe kein Kind. Schon gar nicht von Ihrem Computer.
Wenn ich oft krank werde, geht Sie das gar nichts an, Sie haben bloß zu zahlen, sonst verzichte ich in Zukunft ganz auf das Kranksein!
Ich habe mir den rechten Arm gebrochen meine Braut hat sich den Fuß verstaucht - ich hoffe, Ihnen damit gedient zu haben.
Während des bekannten Tanzes Holladihia-Hoppsassa sprang ich übermütig nach oben, wobei mich mein Tanzpartner kräftig unterstützte. Dabei kam mir die Kellerdecke schneller als erwartet entgegen.
Dr. K. hat mir neue Zähne eingesetzt, die zu meiner Zufriedenheit ausgefallen sind.
Ich habe meinen Kombi direkt vor meiner Gaststätte entladen, weil ich schwanger bin. Dabei hat mir ein Bekannter geholfen.
Ihre Argumente sind wirklich schwach. Für solche faulen Ausreden müssen sie sich einen Dümmeren suchen, aber den werden Sie kaum finden.
Heute schreibe ich zum ersten und letzten Mal. Wenn Sie dann nicht antworten, schreibe ich gleich wieder.
Alle Rechnungen, die ich erhalten, bezahle ich niemals sofort, da mir dazu einfach das Geld fehlt. Die Rechnungen werden vielmehr in eine große Trommel geschüttet, aus der ich am Anfang jeden Monats drei Rechnungen mit verbunden Augen herausziehe. Diese Rechnungen bezahle ich dann sofort. Ich bitte Sie zu warten, bis das große Los Sie getroffen hat.
Als Hobby halte ich fünf Hühner und einen Hahn. Beim Hühnerfüttern am 24. Februar in den Morgenstunden stürzte sich der Hahn plötzlich und unerwartet auf mich und biss mir in den rechten Fuß. Er landete sofort im Kochtopf.
Nach Ansicht des Sachverständigen dürfte der Verlust zwischen 250.000 Euro und einer Viertelmillion liegen.
Und weil das Finanzamt immer so nett zu mir war, habe ich nach oben aufgerundet.
In der Anlage übersende ich Ihnen eine Duplikatsrechnung, die keine Duplikatsrechnung mehr ist, weil ich das Wort "Duplikat" gestrichen habe.
Ich möchte nochmals erklären, dass ihr Mitarbeiter Verträge nur in Gaststätten bespricht und sehr viel Bier und Korn ausgibt. Ich kann Ihre Versicherung und Ihren Mitarbeiter nur weiterempfehlen.
Bitte lassen Sie es mich wissen, wenn Sie dieses Schreiben nicht erhalten haben.
Ich liebe Mahnungen, denn dann weiß ich, dass Ihre Mitarbeiter arbeiten.
Ich kann nicht schlafen, weil ich Ihre Versicherung betrogen habe. Darum schicke ich anonym 300 Euro. Wenn ich dann immer noch nicht schlafen kann, schicke ich Ihnen den Rest.
Um keinen Fehler zu machen, habe ich den Versicherungsantrag vorsichtshalber nicht unterschrieben.
Seit zehn Jahren wohne ich ihn Mahldorf, wo ich in der Metzgerei als Gehilfe zum Ausweiden, Zerteilen und Bedienen der Kunden tätig bin.
In Ihrem Schreiben vom 28.02. über die neue Beitragsrechnung haben Sie mich freundlicherweise zum Fräulein befördert, was im Zusammenhang mit meinem Vornamen Heinz jedoch zu peinlichen Vermutungen Anlass gibt.
Strassenverkehr & KFZ-Versicherung
Ich fuhr mit meinem Wagen gegen die Leitschiene, überschlug mich und prallte gegen einen Baum. Dann verlor ich die Herrschaft über mein Auto.Der Fußgänger hatte anscheinend keine Ahnung, in welche Richtung er gehen sollte, und so überfuhr ich ihn.
Ich fand ein großes Schlagloch und blieb in demselben.
Nachdem ich vierzig Jahre gefahren war, schlief ich am Lenkrad ein.
Ich hatte den ganzen Tag Pflanzen eingekauft. Als ich die Kreuzung erreichte, wuchs plötzlich ein Busch in mein Blickfeld, und ich konnte das andere Fahrzeug nicht mehr sehen.
Das andere Auto kollidierte mit dem meinigen, ohne mir vorher seine Absicht mitzuteilen.
Ich bin deshalb so schnell gefahren, um durch den Luftzug die Biene aus dem Auto zu kriegen.
Wir hielten an einer Böschung die zum See hinunter führt. Dann kam es zu zwischenmenschlichen Beziehungen, die aber schlagartig aufhörten, als sich die Handbremse löste.
Auf halber Strecke rannte ein ortskundiger Hase in selbstmörderischer Absicht auf die Fahrbahn. Es gelang ihm, sich das Leben am Abschlussblech meines Fahrzeuges zu nehmen
Außerdem bin ich vor meinem ersten Unfall und nach meinem letzten unfallfrei gefahren.
Der Bursche war überall und nirgends auf der Straße. Ich musste mehrmals kurven, bevor ich ihn traf.
Ich musste ihn leider aufs Korn, d. h. auf den Kühler nehmen; dann fegte ich ihn seitlich über die Windschutzscheibe ab.
Ich habe gestern Abend auf der Heimfahrt einen Zaun in etwa 20 Meter Länge umgefahren. Ich wollte Ihnen den Schaden vorsorglich melden, bezahlen brauchen Sie nichts, denn ich bin unerkannt entkommen.
Mein Auto fuhr einfach geradeaus, was in einer Kurve allgemein zum Verlassen der Straße führt.
Als ich auf die Bremse treten wollte, war diese nicht da.
Ich entfernte mich vom Straßenrand, warf einen Blick auf meine Schwiegermutter und fuhr die Böschung hinunter.
Die Polizisten, die den Unfall aufnahmen, bekamen von meiner Braut alles angezeigt, was sie sehen wollten.
Schon bevor ich ihn anfuhr, war ich davon überzeugt, dass dieser alte Mann nie die andere Straßenseite erreichen würde.
Ein unsichtbares Fahrzeug kam aus dem Nichts, stieß mit mir zusammen und verschwand dann spurlos.
Als mein Auto von der Straße abkam, wurde ich hinausgeschleudert. Später entdeckten mich so ein paar Kühe in meinem Loch.
Der Mopedfahrer, der am Tatort alles miterlebte, hatte der Fahrerin meines PKW aufrichtig erklärt, daß er seiner Zeugungspflicht nachkommen werde.
Im hohen Tempo näherte sich mir die Telegraphenstange. Ich schlug einen Zickzackkurs ein, aber dennoch traf mich die Telegraphenstange am Kühler.
Das Pferd lief über die Fahrbahn, ohne sich vorschriftsmäßig zu vergewissern, ob die Straße frei ist!
Das Polizeiauto gab mir ein Signal zum Anhalten. Ich fand einen Brückenpfeiler.
An der Kreuzung hatte ich einen unvorhergesehenen Anfall von Farbenblindheit.
Ich fuhr rückwärts eine steile Straße hinunter, durchbrach eine Grundstücksmauer und rammte einen Bungalow. Ich konnte mich einfach nicht mehr erinnern, wo das Bremspedal angebracht ist.
Vor mir fuhr ein riesiger Möbelwagen mit Anhänger. Der Sog war so groß, dass ich über die Kreuzung gezogen wurde.
Ein Fußgänger kam plötzlich vom Bürgersteig und verschwand dann wortlos unter meinem Wagen.
Lebensversicherungen
Ich habe nun so viele Formulare ausfüllen müssen, daß es mir bald lieber wäre, mein geliebter Mann wäre überhaupt nicht gestorben.
Die Ermittlung wegen Versicherungsbetrugs ist noch nicht abgeschlossen. Der Versicherte starb mittlerweile eines natürlichen Todes. Solche Pannen dürfen nicht passieren.
Die Heirat mit meinem Mann war ein Risiko. Er ist auf und davon, der kommt nicht wieder. Sie können mir also die Risikoversicherung auszahlen.
Wie hoch ist die Prämie für meinen Mann, der zwar im April 60 Jahre alt wurde, aber 10 Jahre jünger aussieht?
Ich bin schwerkrank gewesen und zweimal fast gestorben. Da können Sie mir doch wenigstens das halbe Sterbegeld auszahlen.
Ich bin in eine Sekte eingetreten. Jetzt weiß ich, dass ich ewig leben werde und kündige daher meine Lebensversicherung.
Sofort nach dem Tod meines Mannes bin ich Witwe geworden.
Bitte ändern Sie meinen Vertrag so ab, daß bei meinem Todesfall die Versicherungssumme an mich bezahlt wird.
Einnahmen aus der Viehhaltung haben wir keine. Mit dem Tod meines Mannes ging das letzte Rindvieh vom Hof.
Hausrat & Haftpflicht Versicherungen
Ich dachte, das Fenster sei offen, es war jedoch geschlossen, wie sich herausstellte, als ich meinen Kopf hindurchsteckte.Wer mir die Geldbörse gestohlen hat kann ich nicht sagen, weil aus meiner Verwandschaft niemand in der Nähe war.
Hiermit kündige ich Ihre Haftpflichtversicherung. Ich bin zur Zeit in Haft und brauche daher keine Haftpflichtversicherung.
Das Glas ist kaputt, ich schicke Ihnen hier einen Splitter von der Scheibe mit, woran Sie sehen können, dass sie hin ist, denn sonst wäre sie noch ganz unbeschädigt.
Mein Dachschaden wurde wie vorgesehen am Montagmorgen behoben.
Dann brannte plötzlich der Weihnachtsbaum. Die Flammen griffen auf den Vorhang über. Mein Mann konnte aber nicht löschen, weil er wie ein Verrückter nur den Hausrat-Versicherungsschein suchte.
Unfall & Kranken Versicherungen
Erfahrungsgemäß regelt sich sowas bei einer gewissen Sturheit von selbst. Darum melde ich Unfälle immer erst, wenn der Gegner mit Zahlungsbefehlen massiv wird.Mein Sohn hat die Frau nicht umgerannt. Er ist einfach vorbeigerannt. Dabei ist die Frau durch den Luftzug umgefallen.
Meine Tochter hat sich den Fuß verknackst, weil dieses verdammte Weibervolk ja keine vernünftigen Schuhe tragen will.
Der Tennisball kam elegant und sauber an - abgeschlagen von meiner Tochter. Ich habe nur leider den Kopf statt des Schlägers hingehalten.
... erlaube ich mir, wieder ein Rezept über Antibabypillen beizufügen, da ich glaube, dass dies Ihre Versicherung doch sicher billiger kommt als eine Schwangerschaft mit Klinik-Entbindung und vielen Nebenkosten zu erstatten.
Ihr Computer hat mir ein Kind zugelegt. Aber ich habe kein Kind. Schon gar nicht von Ihrem Computer.
Wenn ich oft krank werde, geht Sie das gar nichts an, Sie haben bloß zu zahlen, sonst verzichte ich in Zukunft ganz auf das Kranksein!
Ich habe mir den rechten Arm gebrochen meine Braut hat sich den Fuß verstaucht - ich hoffe, Ihnen damit gedient zu haben.
Während des bekannten Tanzes Holladihia-Hoppsassa sprang ich übermütig nach oben, wobei mich mein Tanzpartner kräftig unterstützte. Dabei kam mir die Kellerdecke schneller als erwartet entgegen.
Dr. K. hat mir neue Zähne eingesetzt, die zu meiner Zufriedenheit ausgefallen sind.
Ich habe meinen Kombi direkt vor meiner Gaststätte entladen, weil ich schwanger bin. Dabei hat mir ein Bekannter geholfen.
Briefwechsel Allgemein
Da sprang der Verfolgte ins Wasser und tauchte trotz mehrmaliger Aufforderung nicht mehr auf.Ihre Argumente sind wirklich schwach. Für solche faulen Ausreden müssen sie sich einen Dümmeren suchen, aber den werden Sie kaum finden.
Heute schreibe ich zum ersten und letzten Mal. Wenn Sie dann nicht antworten, schreibe ich gleich wieder.
Alle Rechnungen, die ich erhalten, bezahle ich niemals sofort, da mir dazu einfach das Geld fehlt. Die Rechnungen werden vielmehr in eine große Trommel geschüttet, aus der ich am Anfang jeden Monats drei Rechnungen mit verbunden Augen herausziehe. Diese Rechnungen bezahle ich dann sofort. Ich bitte Sie zu warten, bis das große Los Sie getroffen hat.
Als Hobby halte ich fünf Hühner und einen Hahn. Beim Hühnerfüttern am 24. Februar in den Morgenstunden stürzte sich der Hahn plötzlich und unerwartet auf mich und biss mir in den rechten Fuß. Er landete sofort im Kochtopf.
Nach Ansicht des Sachverständigen dürfte der Verlust zwischen 250.000 Euro und einer Viertelmillion liegen.
Und weil das Finanzamt immer so nett zu mir war, habe ich nach oben aufgerundet.
In der Anlage übersende ich Ihnen eine Duplikatsrechnung, die keine Duplikatsrechnung mehr ist, weil ich das Wort "Duplikat" gestrichen habe.
Ich möchte nochmals erklären, dass ihr Mitarbeiter Verträge nur in Gaststätten bespricht und sehr viel Bier und Korn ausgibt. Ich kann Ihre Versicherung und Ihren Mitarbeiter nur weiterempfehlen.
Bitte lassen Sie es mich wissen, wenn Sie dieses Schreiben nicht erhalten haben.
Ich liebe Mahnungen, denn dann weiß ich, dass Ihre Mitarbeiter arbeiten.
Ich kann nicht schlafen, weil ich Ihre Versicherung betrogen habe. Darum schicke ich anonym 300 Euro. Wenn ich dann immer noch nicht schlafen kann, schicke ich Ihnen den Rest.
Um keinen Fehler zu machen, habe ich den Versicherungsantrag vorsichtshalber nicht unterschrieben.
Seit zehn Jahren wohne ich ihn Mahldorf, wo ich in der Metzgerei als Gehilfe zum Ausweiden, Zerteilen und Bedienen der Kunden tätig bin.
In Ihrem Schreiben vom 28.02. über die neue Beitragsrechnung haben Sie mich freundlicherweise zum Fräulein befördert, was im Zusammenhang mit meinem Vornamen Heinz jedoch zu peinlichen Vermutungen Anlass gibt.
Ich hätte nein sagen sollen oder dass ich etwas vorhätte, als mich meine Tante Dorchen Faßbender am Eingang des amerikanischen Riesen-Warenhauses mit Beschlag belegte und mich bat, sie zu begleiten: sie müsste sich nur eben eine Bluse kaufen, erklärte sie obenhin.
Eine Bluse kaufen, das war ja schließlich eine einfache und schnell erledigte Sache, dachte ich mir und ging mit. Außerdem hatte die Tante mir schon häufiger Rechnungen meines Schneiders bezahlt, das war entsprechend zu beachten.
Der Scharfsinn eines Indianers gehört dazu, um sich in einem modernen Warenhaus zurechtzufinden und noch zu Lebzeiten den begehrten Gegenstand zu kaufen. Die Tante sagte, sie wisse Bescheid, und drängte sich durch die Menge, die sich in den Gängen zwischen den Verkaufsständen hin- und herschob. Sie trat energisch auf sie hindernde Füße und stieß Langsame mit der Krücke ihres Zanellaschirmes verstohlen in den Rücken.
»Da drüben bekommen wir das Gewünschte«, sagte sie mit Bestimmtheit. Ich vertraute der Tante. Wir schoben nach drüben.
Wir blieben einen Augenblick am Verkaufsstand für Emaille Geschirr stehen. »Was darf’s sein?« fragte verbindlich ein rotbackiges Fräulein.
»O, wo finde ich Blusen?« erkundigte sich die Tante, die scheinbar doch nicht so ganz Bescheid wusste.
»Bitte, erste Etage, Aufzug«, war die Antwort. Die Tante zog vor, die Treppe zu benutzen, aus Vorsicht. Es sei einmal ein junger Mann im Aufzug zerquetscht worden. Diese Legende geht von jedem Aufzug.
»Blusen – bitte rechts und dann links«, wies uns ein Herr in mittleren Jahren, den man Herr Markuse nannte und der scheinbar eine Rolle spielte. Wir waren geschmeichelt und gingen in die bezeichnete Richtung.
»Nein, nein, nein«, schrie die Tante plötzlich unwillig, als sie an dem gesuchten Stand von Blusen ankam und die Auslagen musterte. »Ich will keine fertige Bluse, ich will Stoff für eine Bluse, im Haus zu nähen. Da steht man sich billiger«, raunte sie mir erklärend zu.
Ich fand das sehr unangebracht, so eine Bluse erst mal mit großen Umständen zu nähen, wo man sie doch hier fix und fertig zum Anziehen kaufen konnte. Überhaupt bereute ich ein wenig meine Bereitwilligkeit, die Tante zu diesem Blusenkauf zu begleiten.
»Ah, Stoff für eine Bluse für die Dame?« sagte verstehend Herr Markuse, der uns gefolgt war. »Bitte, bemühen sich die Herrschaften nach der vierten Etage, dort finden Sie, was Sie wünschen.«
Wieder mühselige Treppen, trotz des Asthmas der Tante. Solche Aufzüge bleiben schon mal stecken, dann verhungern die Insassen. Das ist auch so eine Legende, die man sich von jedem Aufzug erzählt.
Natürlich entsprach der Stoff, den man der Tante auf der vierten Etage vorlegte, keineswegs ihren Wünschen und Absichten. Was man ihr da zeigte, war doch Wolle, was für Dienstboten zu Weihnachten, aber nicht für eine Staatsbluse der gnädigen Frau zu gebrauchen war.
»Wolle hält aber doch warm«, meinte ich schüchtern.
»Ist aber nicht schick«, strafte mich die Tante. »Ich will die Bluse für das Zoologische-Garten-Konzert; Frau Bender soll die Platze kriegen«, lachte sie hämisch.
Jetzt kam es heraus; die Tante wollte eine seidene Bluse bzw. den Stoff dazu.
»Da müssen sie sich nach unten bemühen, dort rechts vom Haupteingang, etwa vierzig Minuten weit, ist die Seidenabteilung«, klärte man sie auf. »Dort ist der Aufzug.« Sie begann von der 150 Meter hohen Vierten-Etagen-Treppe den mühevollen Abstieg. Das Seil konnte reißen und der Aufzug herunterrasen und zerschmettern. Das war auch so eine Legende, die die Tante bewog, das gefährliche Vehikel nicht zu benutzen.
Ich sagte leise das kleine Einmaleins auf und berechnete aus dem Wachsen meines Bartes, wie lange wir uns bereits hier in dem Warenhause befanden. Durch das Treppensteigen bekam ich ein müdes Gefühl in den Kniekehlen, wie wenn ich dreimal hintereinander das Matterhorn bestiegen hätte, ein Klavier mit Lehrer im Rucksack.
Tante Dorchen war von der stillen Resignation eines Menschen, der weiß, was er will.
Ich war so zerstreut, daß ich der blondlockigen Verkäuferin der Parfümerieabteilung, wo ich immer meine Seife kaufte, in Gedanken auf das Ohrläppchen küsste.
»Seide dort, Blusenseide dort«, zeigte ein anderer Herr Markuse, der Cohn genannt wurde, auf eine lange Reihe Theken, hinter welchen himmelhohe Regale standen, wie in einer Bibliothek. Die Fächer waren angefüllt mit Stößen von flachen Paketen. Zwischen den Regalen und den Theken waren Fräuleins in Schwarz, nette und weniger nette, mit Scheren an Bändern um den Hals und an der Seite einen baumelnden Abreißblock, eingesperrt. Manche aßen verstohlen aus einem verborgenen Butterbrotpaket. Das durfte Herr Cohn nicht sehen.
Aus dem Gesicht der Tante entnahm ich, daß wir nun endlich am Ziel angekommen waren. Meine Lethargie wich ein wenig. Es war aber noch nicht aller Tage Abend! O, ich Kleingläubiger!
Sobald die Tante kurz den Wunsch nach Blusenseide geäußert hatte, kletterten – husch, husch! – entzückende Lackfüßchen auf gelben Leitern an den Bibliotheksregalen hinauf. Oft blieb der Rock an einer Sprosse hängen, welches Malheurchen ein graziöses Beinchen mir entgegenkommend dekolletierte. Die Tante setzte sich ihre Brille auf, die sie aus einem Lederetui hervorzog. Das Etui machte beim Abziehen des Deckels »Pff«, die Tante setzte die Brille auf, nicht der Beinchen wegen, sondern um den Stoff zu prüfen. Ich putzte meinen Kneifer – hm, hm, ich musste doch der Tante behilflich sein!
Stöße von flachen Paketen warfen die Fräuleins in Schwarz klatschend auf die Theke und entrollten sie zu Streifen Seide in allen möglichen Farben. Dabei priesen sie in überschwänglicher Weise die Ware: »Prima, prima, das beste auf dem Markt, leitest Fäschen, englisch, fabelhafte Verarbeitung, Frau Bankier Safe (sprich: Säw) nahm zehn Meter für eine Robe, doppelte Breite, mit Selfkante (ich kannte nur den Selfmademan, aber keine Kante, die sich selbst machte, aber höchstens die Wasserkante), gut zu verarbeiten und haltbar, Sie glauben es nicht, gnädige Frau!« Immer neue Pakete wurden aufgerollt. Ein Meer von Farben ergoss sich über die Theke. Die Tante war in fieberhafter Tätigkeit, ihr sonst bleiches Gesicht war hektisch gerötet, die Warze an der Nase war zu einem Apfel angeschwollen, mit zitternden Händen wühlte sie in der Seide, prüfte den Stoff und die Farbe, bat das Fräulein in Schwarz, mit dem betreffenden Stück auf die Straße zu gehen, um die Farben bei Tageslicht beurteilen zu können. Etwa 1200mal lief sie, begleitet von einer Verkäuferin, die immer durch eine neue ersetzt werden musste, da sie haufenweise vor Ermattung zusammenbrachen, die Strecke von der Seidenabteilung bis zum Ausgang. Ich rannte im Anfang getreu als Sachverständiger für Farben mit (ich bin Mitglied des Sonderbundes, Beitrag 10 Mark, war zur Untersuchung im Irrenhaus, weil ich aus mir selber geraten habe, wo auf einem futuristischen Gemälde von Marinetti der Gärtner war), verlor dann aber die Lust zu rennen, nahm mir ein Auto und fuhr neben der Tante hin und her.
Die Tante konnte sich nicht schlüssig werden. Wie unter einem unerbittlichen Schicksal raste sie hin und her, den armen Verkäuferinnen zum Verderben. Die Haarnadeln der Tante waren weißglühend.
Alle Farben der Welt zogen vorbei, nur kein Blau, was die Tante von vornherein nicht wünschte. Nun fiel ihr ein, dass es ein bestimmtes Blau gebe, was ihr sehr gut zu Gesicht stände. Ob man dieses Blau habe? Einige der Verkäuferinnen, die aus den Strapazen der Rennerei ihr schwaches Leben gerettet hatten, schleppten sich an die Regale und erklärten mit müden Stimmen, blaue Stoffe seien auf der zehnten Etage. Die Herrschaften möchten sich hinaufbemühen. Ich habe mit dem Nordpolforscher Cook den Mount MacKinley in Lackschuhen bestiegen; jetzt schauderte mir vor der zehnten Etage. Die Tante war nicht zu bewegen, den Lift zu benutzen. Sie machte sich, trotz ihrer geschwollenen Ballen, an den Treppenaufstieg zur zehnten Etage. Ich drückte mich in den Aufzug und war schnell und mühelos bald oben. Drei Wochen später kam die Tante an, die alte eiserne Energie, Stoff für eine Bluse zu kaufen, in den Zügen. Sie erinnerte an Bismarck, wenn er etwas durchsetzen wollte.
Pfadfinder wiesen uns den Weg zum blauen Stoff. Der Stand befand sich 21 Kilometer von der Treppe und dem Lift. Ja, dieses Warenhaus war von enormen Dimensionen; es stellte in seiner bebauten Fläche Elsass-Lothringen in den Schatten.
Es gab etwa zehn verschiedene Blau. Natürlich mussten diese Stücke auch wieder dem Tageslicht ausgesetzt werden. Das hätte Monate gedauert, wenn die Tante die zehn Treppen hin- und her gestiegen wäre. Sie wurde chloroformiert und mit dem Aufzug befördert.
Endlich, es war eine Erlösung, etwa wie der Friedensschluss zu Münster nach dem 30jährigen Krieg um 1648, als die Tante das Blau fand, was ihr so gut zu Gesicht stand. Sie prüfte glättend den Stoff »Taft bricht leicht.« – »Er ist aber doch so dick«, murmelte ich blöde, »der Präsident der Vereinigten Staaten?«
Sie brauchte zwei Meter fünfzig. Eilfertig nahm ein Fräulein in Schwarz einen Zollstock, um dieses Quantum abzumessen. Natürlich war das vorhandene Stück (vom Fachmann Coupon genannt) etwa achtzig Zentimeter zu kurz.
Die Tante stach dem Fräulein eine lange Hutnadel, der Zorn der Elektrischen Bahn-Schaffner, in das linke blaue Auge. Aber es schadete nichts, denn das Auge war aus Glas – Gott sei Dank!
Ich kniete, als das endlich gefundene Stück von der blauen Seide, deren Blau die Tante so gut kleidete, zu kurz war, nieder und bat den Himmel und alle Götter, sie möchten doch die fehlenden achtzig Zentimeter blauer Seide beschaffen. »Nehmen Sie Grün anstatt Blau, Grün ist der Frühling und die Au«, sagte eine belegte Stimme von oben ziemlich gereimt.
Die Tante war, weil es wie eine Offenbarung war, mit Grün nunmehr einverstanden. Man stieg hinab in das Unterhaus, wo die bunten Seiden waren. Nach einem dreiwöchigen Suchen und Prüfen entschloss sie sich für Spinatgrün. Zwanzig Verkäuferinnen lagen tot am Boden, vier Ressortchefs waren völlig pathologisch geworden. Ein Elektrotechniker fraß Glühbirnen.
Die Tante forderte noch rote Seide als Besatz. Tableau! Ich legte mich auf den Boden und biss in die Blasen, die sich im Linoleum des Bodenbelags gebildet hatten. Die Verkäuferinnen flüchteten mit Grauen vor dem Wunsche der Tante. Ich machte mein Testament.
Man probierte. Das Rot passte nicht auf das Grün. Zehn Browningschüsse. Zwei Verkäuferinnen tot.
Vier Jahre später fand man ein passendes Stück roter Seide. Die Verkäuferin, die das Stück fand, war eine Waise. Die Tante schenkte ihr aufgeweichten Lakritz aus der warmen Tasche.
Meine Augen hingen sehnsüchtig an den Lippen der Tante: Der Blusenkauf war beendet, mußte sein Ende gefunden haben. Ich Tor. Ich war ein alter Mann geworden, und ein langer Bart hing mir über die Brust. Die Fräuleins, die die durch die Tante heraufbeschworene Katastrophe überlebt hatten, waren teilweise Urgroßmutter, andere Großmutter.
Der Schlag soll mich treffen! Die Tante öffnete ihr karätiges Gebiss und stieß das eine kurze, knallende Wort wie einen gellen Flintenschuss hervor: »Knöpfe!«
Der Schlag traf mich nicht. Ich war verblödet und erwartete nichts anderes. Mein Bart wuchs mir in die Stiefel.
Knöpfe waren auf der achten Etage. Nach zwei Wochen krochen 400 Angestellte des amerikanischen Warenhauses auf dem Boden der achten Etage wie Ameisen, auch unter die Schränke, um die wie Konfetti auf der ganzen Etage fußhoch durch das hysterische Herumwerfen der Kartons und durch das Platzen der Böden auf die Erde gefallenen Knöpfe aufzulesen.
Die Tante trieb Nägel durch die Ösen bestimmter Knöpfe und nagelte sie auf die stramme Uniformbrust eines Liftboys fest. So konnte sie sehen, wie die Knöpfe wirkten.
Ich war so alt geworden, dass ich von einer Yoghurtfabrik als Reklamegreis zu Propagandazwecken fotografiert wurde.
Die Tante konnte den gewählten Knopf nicht nehmen, es fehlten vier am Dutzend. Sie spuckte ihr Gebiss aus. Der Boy fand einen mühelosen Tod. Die Liftführer, zehn an der Zahl, verloren den Verstand und ließen sinnlos die Aufzüge auf- und niederrasen, dass die Splitter flogen. Mechanische Spielwerke drehten sich selbst auf und liefen verhetzt herum. Angestellte kletterten verstört auf die Regale und die Säulen. Andere fraßen in ihrer seelischen Not Pottasche.
Als die Tante nun noch Schweißblätter verlangte, die gerade ausgegangen waren, weil es eisiger Winter geworden war, erhob sich ein wildes Tohuwabohu, das elektrische Licht ging aus. Alles stürzte zu der immensen vierteiligen Drehtür des Haupteinganges, und ein wildes Rasen und Drehen, in das ich auch gerissen wurde, begann. Mit einer furchtbaren Schnelligkeit drehte sich die Tür, Ohren und Finger wurden von der Zentrifugalkraft abgerissen. Mir flogen die Rippen weg, das war mein Tod.
Das letzte Wort der Tante gellte mir in den Ohren: »Häkchen für hinten muss ich noch haben!«
Das amerikanische Riesenwarenhaus ist eingefallen. Nur die rasende Drehtür mit Klumpen unzähliger Menschenleiber dreht sich noch in ihrer wilden Fahrt, und unaufhörlich gleiten in gefährlicher Schnelle in ihren eisernen Führungen, die wie Türme aus dem Schutt emporragen, unzählige Aufzüge sinnlos auf und nieder.
Frau Bender konnte die Platze wegen der neuen Bluse von Tante Dorchen nicht kriegen; sie ist in der Zwischenzeit an einer Bauchfellentzündung gestorben.
Hermann Harry Schmitz "Die Bluse"; Aus: Düsseldorfer General-Anzeiger vom 13.10.1912; Buch der Katastrophen, Leipzig 1916
Eine Bluse kaufen, das war ja schließlich eine einfache und schnell erledigte Sache, dachte ich mir und ging mit. Außerdem hatte die Tante mir schon häufiger Rechnungen meines Schneiders bezahlt, das war entsprechend zu beachten.
Der Scharfsinn eines Indianers gehört dazu, um sich in einem modernen Warenhaus zurechtzufinden und noch zu Lebzeiten den begehrten Gegenstand zu kaufen. Die Tante sagte, sie wisse Bescheid, und drängte sich durch die Menge, die sich in den Gängen zwischen den Verkaufsständen hin- und herschob. Sie trat energisch auf sie hindernde Füße und stieß Langsame mit der Krücke ihres Zanellaschirmes verstohlen in den Rücken.
»Da drüben bekommen wir das Gewünschte«, sagte sie mit Bestimmtheit. Ich vertraute der Tante. Wir schoben nach drüben.
Wir blieben einen Augenblick am Verkaufsstand für Emaille Geschirr stehen. »Was darf’s sein?« fragte verbindlich ein rotbackiges Fräulein.
»O, wo finde ich Blusen?« erkundigte sich die Tante, die scheinbar doch nicht so ganz Bescheid wusste.
»Bitte, erste Etage, Aufzug«, war die Antwort. Die Tante zog vor, die Treppe zu benutzen, aus Vorsicht. Es sei einmal ein junger Mann im Aufzug zerquetscht worden. Diese Legende geht von jedem Aufzug.
»Blusen – bitte rechts und dann links«, wies uns ein Herr in mittleren Jahren, den man Herr Markuse nannte und der scheinbar eine Rolle spielte. Wir waren geschmeichelt und gingen in die bezeichnete Richtung.
»Nein, nein, nein«, schrie die Tante plötzlich unwillig, als sie an dem gesuchten Stand von Blusen ankam und die Auslagen musterte. »Ich will keine fertige Bluse, ich will Stoff für eine Bluse, im Haus zu nähen. Da steht man sich billiger«, raunte sie mir erklärend zu.
Ich fand das sehr unangebracht, so eine Bluse erst mal mit großen Umständen zu nähen, wo man sie doch hier fix und fertig zum Anziehen kaufen konnte. Überhaupt bereute ich ein wenig meine Bereitwilligkeit, die Tante zu diesem Blusenkauf zu begleiten.
»Ah, Stoff für eine Bluse für die Dame?« sagte verstehend Herr Markuse, der uns gefolgt war. »Bitte, bemühen sich die Herrschaften nach der vierten Etage, dort finden Sie, was Sie wünschen.«
Wieder mühselige Treppen, trotz des Asthmas der Tante. Solche Aufzüge bleiben schon mal stecken, dann verhungern die Insassen. Das ist auch so eine Legende, die man sich von jedem Aufzug erzählt.
Natürlich entsprach der Stoff, den man der Tante auf der vierten Etage vorlegte, keineswegs ihren Wünschen und Absichten. Was man ihr da zeigte, war doch Wolle, was für Dienstboten zu Weihnachten, aber nicht für eine Staatsbluse der gnädigen Frau zu gebrauchen war.
»Wolle hält aber doch warm«, meinte ich schüchtern.
»Ist aber nicht schick«, strafte mich die Tante. »Ich will die Bluse für das Zoologische-Garten-Konzert; Frau Bender soll die Platze kriegen«, lachte sie hämisch.
Jetzt kam es heraus; die Tante wollte eine seidene Bluse bzw. den Stoff dazu.
»Da müssen sie sich nach unten bemühen, dort rechts vom Haupteingang, etwa vierzig Minuten weit, ist die Seidenabteilung«, klärte man sie auf. »Dort ist der Aufzug.« Sie begann von der 150 Meter hohen Vierten-Etagen-Treppe den mühevollen Abstieg. Das Seil konnte reißen und der Aufzug herunterrasen und zerschmettern. Das war auch so eine Legende, die die Tante bewog, das gefährliche Vehikel nicht zu benutzen.
Ich sagte leise das kleine Einmaleins auf und berechnete aus dem Wachsen meines Bartes, wie lange wir uns bereits hier in dem Warenhause befanden. Durch das Treppensteigen bekam ich ein müdes Gefühl in den Kniekehlen, wie wenn ich dreimal hintereinander das Matterhorn bestiegen hätte, ein Klavier mit Lehrer im Rucksack.
Tante Dorchen war von der stillen Resignation eines Menschen, der weiß, was er will.
Ich war so zerstreut, daß ich der blondlockigen Verkäuferin der Parfümerieabteilung, wo ich immer meine Seife kaufte, in Gedanken auf das Ohrläppchen küsste.
»Seide dort, Blusenseide dort«, zeigte ein anderer Herr Markuse, der Cohn genannt wurde, auf eine lange Reihe Theken, hinter welchen himmelhohe Regale standen, wie in einer Bibliothek. Die Fächer waren angefüllt mit Stößen von flachen Paketen. Zwischen den Regalen und den Theken waren Fräuleins in Schwarz, nette und weniger nette, mit Scheren an Bändern um den Hals und an der Seite einen baumelnden Abreißblock, eingesperrt. Manche aßen verstohlen aus einem verborgenen Butterbrotpaket. Das durfte Herr Cohn nicht sehen.
Aus dem Gesicht der Tante entnahm ich, daß wir nun endlich am Ziel angekommen waren. Meine Lethargie wich ein wenig. Es war aber noch nicht aller Tage Abend! O, ich Kleingläubiger!
Sobald die Tante kurz den Wunsch nach Blusenseide geäußert hatte, kletterten – husch, husch! – entzückende Lackfüßchen auf gelben Leitern an den Bibliotheksregalen hinauf. Oft blieb der Rock an einer Sprosse hängen, welches Malheurchen ein graziöses Beinchen mir entgegenkommend dekolletierte. Die Tante setzte sich ihre Brille auf, die sie aus einem Lederetui hervorzog. Das Etui machte beim Abziehen des Deckels »Pff«, die Tante setzte die Brille auf, nicht der Beinchen wegen, sondern um den Stoff zu prüfen. Ich putzte meinen Kneifer – hm, hm, ich musste doch der Tante behilflich sein!
Stöße von flachen Paketen warfen die Fräuleins in Schwarz klatschend auf die Theke und entrollten sie zu Streifen Seide in allen möglichen Farben. Dabei priesen sie in überschwänglicher Weise die Ware: »Prima, prima, das beste auf dem Markt, leitest Fäschen, englisch, fabelhafte Verarbeitung, Frau Bankier Safe (sprich: Säw) nahm zehn Meter für eine Robe, doppelte Breite, mit Selfkante (ich kannte nur den Selfmademan, aber keine Kante, die sich selbst machte, aber höchstens die Wasserkante), gut zu verarbeiten und haltbar, Sie glauben es nicht, gnädige Frau!« Immer neue Pakete wurden aufgerollt. Ein Meer von Farben ergoss sich über die Theke. Die Tante war in fieberhafter Tätigkeit, ihr sonst bleiches Gesicht war hektisch gerötet, die Warze an der Nase war zu einem Apfel angeschwollen, mit zitternden Händen wühlte sie in der Seide, prüfte den Stoff und die Farbe, bat das Fräulein in Schwarz, mit dem betreffenden Stück auf die Straße zu gehen, um die Farben bei Tageslicht beurteilen zu können. Etwa 1200mal lief sie, begleitet von einer Verkäuferin, die immer durch eine neue ersetzt werden musste, da sie haufenweise vor Ermattung zusammenbrachen, die Strecke von der Seidenabteilung bis zum Ausgang. Ich rannte im Anfang getreu als Sachverständiger für Farben mit (ich bin Mitglied des Sonderbundes, Beitrag 10 Mark, war zur Untersuchung im Irrenhaus, weil ich aus mir selber geraten habe, wo auf einem futuristischen Gemälde von Marinetti der Gärtner war), verlor dann aber die Lust zu rennen, nahm mir ein Auto und fuhr neben der Tante hin und her.
Die Tante konnte sich nicht schlüssig werden. Wie unter einem unerbittlichen Schicksal raste sie hin und her, den armen Verkäuferinnen zum Verderben. Die Haarnadeln der Tante waren weißglühend.
Alle Farben der Welt zogen vorbei, nur kein Blau, was die Tante von vornherein nicht wünschte. Nun fiel ihr ein, dass es ein bestimmtes Blau gebe, was ihr sehr gut zu Gesicht stände. Ob man dieses Blau habe? Einige der Verkäuferinnen, die aus den Strapazen der Rennerei ihr schwaches Leben gerettet hatten, schleppten sich an die Regale und erklärten mit müden Stimmen, blaue Stoffe seien auf der zehnten Etage. Die Herrschaften möchten sich hinaufbemühen. Ich habe mit dem Nordpolforscher Cook den Mount MacKinley in Lackschuhen bestiegen; jetzt schauderte mir vor der zehnten Etage. Die Tante war nicht zu bewegen, den Lift zu benutzen. Sie machte sich, trotz ihrer geschwollenen Ballen, an den Treppenaufstieg zur zehnten Etage. Ich drückte mich in den Aufzug und war schnell und mühelos bald oben. Drei Wochen später kam die Tante an, die alte eiserne Energie, Stoff für eine Bluse zu kaufen, in den Zügen. Sie erinnerte an Bismarck, wenn er etwas durchsetzen wollte.
Pfadfinder wiesen uns den Weg zum blauen Stoff. Der Stand befand sich 21 Kilometer von der Treppe und dem Lift. Ja, dieses Warenhaus war von enormen Dimensionen; es stellte in seiner bebauten Fläche Elsass-Lothringen in den Schatten.
Es gab etwa zehn verschiedene Blau. Natürlich mussten diese Stücke auch wieder dem Tageslicht ausgesetzt werden. Das hätte Monate gedauert, wenn die Tante die zehn Treppen hin- und her gestiegen wäre. Sie wurde chloroformiert und mit dem Aufzug befördert.
Endlich, es war eine Erlösung, etwa wie der Friedensschluss zu Münster nach dem 30jährigen Krieg um 1648, als die Tante das Blau fand, was ihr so gut zu Gesicht stand. Sie prüfte glättend den Stoff »Taft bricht leicht.« – »Er ist aber doch so dick«, murmelte ich blöde, »der Präsident der Vereinigten Staaten?«
Sie brauchte zwei Meter fünfzig. Eilfertig nahm ein Fräulein in Schwarz einen Zollstock, um dieses Quantum abzumessen. Natürlich war das vorhandene Stück (vom Fachmann Coupon genannt) etwa achtzig Zentimeter zu kurz.
Die Tante stach dem Fräulein eine lange Hutnadel, der Zorn der Elektrischen Bahn-Schaffner, in das linke blaue Auge. Aber es schadete nichts, denn das Auge war aus Glas – Gott sei Dank!
Ich kniete, als das endlich gefundene Stück von der blauen Seide, deren Blau die Tante so gut kleidete, zu kurz war, nieder und bat den Himmel und alle Götter, sie möchten doch die fehlenden achtzig Zentimeter blauer Seide beschaffen. »Nehmen Sie Grün anstatt Blau, Grün ist der Frühling und die Au«, sagte eine belegte Stimme von oben ziemlich gereimt.
Die Tante war, weil es wie eine Offenbarung war, mit Grün nunmehr einverstanden. Man stieg hinab in das Unterhaus, wo die bunten Seiden waren. Nach einem dreiwöchigen Suchen und Prüfen entschloss sie sich für Spinatgrün. Zwanzig Verkäuferinnen lagen tot am Boden, vier Ressortchefs waren völlig pathologisch geworden. Ein Elektrotechniker fraß Glühbirnen.
Die Tante forderte noch rote Seide als Besatz. Tableau! Ich legte mich auf den Boden und biss in die Blasen, die sich im Linoleum des Bodenbelags gebildet hatten. Die Verkäuferinnen flüchteten mit Grauen vor dem Wunsche der Tante. Ich machte mein Testament.
Man probierte. Das Rot passte nicht auf das Grün. Zehn Browningschüsse. Zwei Verkäuferinnen tot.
Vier Jahre später fand man ein passendes Stück roter Seide. Die Verkäuferin, die das Stück fand, war eine Waise. Die Tante schenkte ihr aufgeweichten Lakritz aus der warmen Tasche.
Meine Augen hingen sehnsüchtig an den Lippen der Tante: Der Blusenkauf war beendet, mußte sein Ende gefunden haben. Ich Tor. Ich war ein alter Mann geworden, und ein langer Bart hing mir über die Brust. Die Fräuleins, die die durch die Tante heraufbeschworene Katastrophe überlebt hatten, waren teilweise Urgroßmutter, andere Großmutter.
Der Schlag soll mich treffen! Die Tante öffnete ihr karätiges Gebiss und stieß das eine kurze, knallende Wort wie einen gellen Flintenschuss hervor: »Knöpfe!«
Der Schlag traf mich nicht. Ich war verblödet und erwartete nichts anderes. Mein Bart wuchs mir in die Stiefel.
Knöpfe waren auf der achten Etage. Nach zwei Wochen krochen 400 Angestellte des amerikanischen Warenhauses auf dem Boden der achten Etage wie Ameisen, auch unter die Schränke, um die wie Konfetti auf der ganzen Etage fußhoch durch das hysterische Herumwerfen der Kartons und durch das Platzen der Böden auf die Erde gefallenen Knöpfe aufzulesen.
Die Tante trieb Nägel durch die Ösen bestimmter Knöpfe und nagelte sie auf die stramme Uniformbrust eines Liftboys fest. So konnte sie sehen, wie die Knöpfe wirkten.
Ich war so alt geworden, dass ich von einer Yoghurtfabrik als Reklamegreis zu Propagandazwecken fotografiert wurde.
Die Tante konnte den gewählten Knopf nicht nehmen, es fehlten vier am Dutzend. Sie spuckte ihr Gebiss aus. Der Boy fand einen mühelosen Tod. Die Liftführer, zehn an der Zahl, verloren den Verstand und ließen sinnlos die Aufzüge auf- und niederrasen, dass die Splitter flogen. Mechanische Spielwerke drehten sich selbst auf und liefen verhetzt herum. Angestellte kletterten verstört auf die Regale und die Säulen. Andere fraßen in ihrer seelischen Not Pottasche.
Als die Tante nun noch Schweißblätter verlangte, die gerade ausgegangen waren, weil es eisiger Winter geworden war, erhob sich ein wildes Tohuwabohu, das elektrische Licht ging aus. Alles stürzte zu der immensen vierteiligen Drehtür des Haupteinganges, und ein wildes Rasen und Drehen, in das ich auch gerissen wurde, begann. Mit einer furchtbaren Schnelligkeit drehte sich die Tür, Ohren und Finger wurden von der Zentrifugalkraft abgerissen. Mir flogen die Rippen weg, das war mein Tod.
Das letzte Wort der Tante gellte mir in den Ohren: »Häkchen für hinten muss ich noch haben!«
Das amerikanische Riesenwarenhaus ist eingefallen. Nur die rasende Drehtür mit Klumpen unzähliger Menschenleiber dreht sich noch in ihrer wilden Fahrt, und unaufhörlich gleiten in gefährlicher Schnelle in ihren eisernen Führungen, die wie Türme aus dem Schutt emporragen, unzählige Aufzüge sinnlos auf und nieder.
Frau Bender konnte die Platze wegen der neuen Bluse von Tante Dorchen nicht kriegen; sie ist in der Zwischenzeit an einer Bauchfellentzündung gestorben.
Hermann Harry Schmitz "Die Bluse"; Aus: Düsseldorfer General-Anzeiger vom 13.10.1912; Buch der Katastrophen, Leipzig 1916